Wie gewohnt gibt es an dieser Stelle eine Vorschau auf die kommende Woche. Während der regulären Tourwochen versucht der Vorausblick alle Aspekte der einzelnen Stopps abzudecken. Aber nachdem es einiges an positivem Feedback für die Vorschau aller Erstrundenpartien der DTB-Spieler und -Spielerinnen in Wimbledon gab, bieten wir den Service hier gerne noch mal für die US Open an.
Als kleiner Hinweis. Wir haben die Matches nach dem Wochentag sortiert und in Klammern hinter jeder Partie notiert, wie es im direkten Vergleich steht.
Montag
Anna-Lena Friedsam – Roberta Vinci (1:0)
Für Friedsam geht es bei ihrem zweiten Auftritt im US Open Hauptfeld gleich gegen die Überraschungsfinalistin aus dem letzten Jahr. Ein Husarenritt wie in 2015 ist von Vinci nicht zu erwarten. Dafür ist die Form in den letzten Monaten einfach nicht stark genug gewesen. Auf der anderen Seite hat die Italienerin in den letzten Jahren trotz nicht immer idealer Vorbereitungsergebnisse in New York stets überzeugt. Was sicherlich für Friedsam spricht ist der Sieg im einzigen direkten Vergleich bei den Australian Open im Januar. Friedsam weiß also, was sie vom Slice-lastigen Spiel ihrer Gegnerin zu erwarten hat. Doch auch Friedsams Ergebnisse waren nach dem starken Start ins Jahr nicht immer überzeugend. Ein Sieg hier gegen Vinci wäre ein definitives Ausrufezeichen.
Angelique Kerber – Polona Hercog (3:2)
Als Kerber und ihre slowenische Gegnerin das letzte Mal im Februar 2011 aufeinander trafen, war noch nicht abzusehen in welch unterschiedliche Richtungen sich ihre Karrieren entwickeln würden. Damals schien es, als wenn Hercog aus ihrem feinen Händchen und ihrer guten Übersicht eine durchaus prominente Karriere würde stricken können. Doch Verletzungen und eine generelle Stagnation haben die aktuelle Nummer 120 der Welt nie in richtig hohe Rankingregionen aufsteigen lassen. Es kann sein, dass Kerber sich wird ein bisschen aus dem Rhythmus bringen lassen vom starken Rückhand-Slice ihrer Gegnerin. Aber am Ende sollte sie sich recht klar durchsetzen.
Carina Witthoeft – Misaki Doi (1:0)
Wir haben dieses Match schon in der Vorschau-Sendung als Chance für Witthoeft bezeichnet. Zwar ist Doi in diesem Jahr meist nur an großen Namen gescheitert und hat sich im Sommer weiterhin als formstark präsentiert. Doch auch Witthoeft hat ihrem starken Wimbledon-Resultat zwei gute Ergebnisse auf Sand folgen lassen. Im einzigen direkten Aufeinandertreffen setzte sich Witthoeft im schwülen Kuala Lumpur bei durchaus ähnlichen Bedingungen wie in New York gegen ihre japanische Gegnerin durch.
Sabine Lisicki – Yulia Putintseva (0:1)
Lisicki ist im Jahresranking 54 Plätze hinter ihrer kasachischen Gegnerin verzeichnet. Trotzdem geht die Berlinerin nicht unbedingt als Außenseiterin ins Match, denn die Resultate von Putintseva im nordamerikanischen Sommer waren wie in den Vorjahren eher schwach. Die 25-jährige fühlt sich da schon eher auf Sand wohl, wo ihr Aufschlag nicht so angreifbar ist und sie die Gegnerinnen schicken kann. Auf Sand gelang Putintseva auch der Sieg im bisher einzigen Aufeinandertreffen der beiden – in Charleston im April diesen Jahres. Wie immer wird viel von Lisickis erstem Aufschlag abhängen. Kommt der hat sie eine gute Chance, ansonsten könnte sie abermals von der Kasachin niedergerungen werden.
Andrea Petkovic – Kristina Kucova (1:1)
Andrea Petkovic hat eine der unangenehmsten Qualifikantinnen erwischt. Zwar hat die Slowakin bisher ein unkonstantes Jahr gespielt, doch das stärkste Resultat kam just in diesem Sommer. Beim Premier Mandatory Turnier in Montreal erreichte sie überraschend das Halbfinale und zeigte dabei ihren oft unterhaltsamen Mix aus Finesse, Kämpferqualitäten und genug Power. Obwohl Kucova Petkovic schon mal in einem zähen Match in der Wimbledon-Qualifikation 2009 besiegte, geht sie als Außenseiterin ins Match. Aber es kann gut sein, dass die Darmstädterin sich ordentlich wird strecken müssen gegen Kucova, die in der Qualifikation immerhin nur einen Satz abgab.
Mona Barthel – Christina McHale (0:2)
Auf dem Papier spricht nicht so viel für Barthel gegen die 24-jährige Amerikanerin. Barthel hat nach ihrer krankheitsbedingten Pause im Frühling noch nicht wieder vollkommen zur Form gefunden, außerdem hat McHale bisher beide Matches gewonnen. McHale ist vor allem solide und bewegt ihre Gegnerinnen mit Winkeln aus dem Feld. Ein paar Mal hat sie schon ganz große Namen in Verlegenheit gebracht, wie zum Beispiel Serena Williams in Wimbledon in diesem Jahr. Allerdings können Angriffsspielerinnen meist doch erfolgreich ihre Defensive knacken -Geduld voraus gesetzt. Barthel hat sicherlich die Power für solch ein Unterfangen, ob das Selbstvertrauen schon wieder da ist, wird sich am Montag zeigen müssen.
Dustin Brown – Milos Raonic (0:0)
Milos Raonic will in den kommenden beiden Wochen die US Open gewinnen. Die Ansage gab es in diesem Jahr zu hören, kein Wunder bei den guten Resultaten in Australien und Wimbledon. Raonic hat sicherlich die Fähigkeiten dazu, auch wenn er hier in New York noch nie weiter als ins Achtelfinale gekommen ist. Sollte Raonic gegen Brown verlieren, wäre das trotz des potentiell stärksten Karriere-Jahr des Deutschen eine Riesenüberraschung. Brown kann Raonic sicherlich mit seinem unkonventionellen Spiel beschäftigen. Aber der Kandier sollte sich ob seiner solideren Grundschläge und natürlich des krachenden Aufschlages im Endeffekt souverän durchsetzen.
Mischa Zverev – Pierre Hugues-Herbert (0:2)
Zum ersten Mal seit den French Open 2012 steht der ältere Bruder von Alexander Zverev wieder im Hauptfeld eines Grand Slam Turnieres. In den drei Matches des Qualifikation gab Zverev nur einen Satz ab und bestätigte dabei seine starke Form in 2016. Herbert ist mittlerweile einer der besten Doppelspieler der Welt und bewies kürzlich in Wimbledon bei seinem Sieg gegen Philipp Kohlschreiber, dass er durchaus auch im Einzel gefährlich sein kann. Doch wegen dem Fokus aufs Doppel spielte Herbert in den vergangenen Monaten nur sporadisch, verlor letzte Woche das einzige Einzelmatch des Sommers. Trotzdem dürfte der Franzose seine Chancen gegen Zverev haben. Schließlich besiegte er den Hamburger schon zwei Mal in diesem Jahr, in Indian Wells und Miami.
Dienstag
Antonia Lottner – Vania King (0:0)
Lottner hat sich hier zum ersten Mal für das Hauptfeld eines Grand Slam Turniers qualifiziert und gleich eine unangenehme Gegnerin gezogen. Denn King hat sich in diesem Jahr wieder richtig in Form gespielt – angefangen auf der Challenger Tour gab es in den letzten Wochen einige gute Resultate; unter anderem den Finaleinzug beim WTA-Turnier in Nanchang. Auch Lottner hat das Tempo in diesem Sommer ordentlich angezogen, gewann zwei Challenger Turniere. Die 20-jährige hat mehr Power als King. Doch ist die Amerikanerin auf einem anderen spielerischen Niveau als die meisten von Lottners Gegnerinnen in den letzten Wochen. Viel wird von Lottners Aufschlag abhängen, denn King hat einen guten Rückschlag mit dem sie schnell Druck ausüben kann falls Lottner beim Serve wackelt.
Annika Beck – Nadia Podorska (0:0)
Die argentinische Gegnerin von Beck hat in der Qualifikation drei prominente Namen eliminiert. Die 19-jährige ist vor allem bei kleinen Challenger Turnieren auf Sand unterwegs und geht daher trotz ihrer offensichtlichen Kämpferqualitäten als Außenseiterin ins Match. Beck hat in der ersten Jahreshälfte vor allem bei den Grand Slams überzeugt, sich spätestens im Sommer aber auch bei den kleineren WTA-Turnieren stabilisiert. Wenn Beck – wie immer mal wieder gezeigt – offensiv spielt, sollte sie Podorska ausschalten.
Florian Mayer – Horacio Zeballos (2:0)
Mayer hat sich seit längerem mal wieder direkt für ein Grand Slam Hauptfeld qualifiziert und auch die Auslosung meint es gut mit ihm. Ab und an gelingen Zeballos gute Resultate auf Hardplätzen, doch in seinem Herzen ist der Linkshänder ein Sandplatzspieler. Die beiden Aufeinandertreffen zwischen Mayer und dem Argentinier fanden dann auch auf Asche statt – unter anderem im Heilbronn im Frühsommer – und beides Mal behielt Mayer die Oberhand. Vor kurzem gewann Mayer zwei Challenger Turniere, unter anderem auf Hardplatz in Portoroz. Der 32-jährige geht also durchaus als solider Favorit ins Match.
Alexander Zverev – Daniel Brands (0:2)
Brands ist nach den Absagen von Thanasi Kokkinakis und Dimitry Tursunov noch als Lucky Loser ins Hauptfeld gerutscht. Dort ist er trotz einer 2-0 Führung im direkten Vergleich natürlich klarer Außenseiter gegen Alexander Zverev. Zwar hat der junge Hamburger zuletzt zwei Auftaktniederlagen in Folge einstecken müssen. Doch Zverev ist dem zehn Jahre älteren Brands mittlerweile spielerisch enteilt. Gerade mit seinem Rückschlag sollte er genug Druck gegen Brands ausüben können.
Benjamin Becker – Kei Nishikori (2:2)
Zwei Siege in vier Matches ist eine sehr solide Bilanz für Becker gegen den japanischen Weltranglisten-7. Zwar kamen beide Siege im Jahr 2010 zustande doch auch in den anderen beiden Vergleichen danach war der Saarländer beileibe nicht chancenlos. Wie schon alle vier anderen Matches findet auch dieses auf einem recht schnellen Hardcourt statt. Trotzdem wäre es überraschend, wenn Becker mehr als einen Satz gegen den formstarken 26-jährigen Nishikori gewinnen könnte, der zuletzt unter anderem die Bronzemedallie in Rio gewann.
Philipp Kohlschreiber – Nicolas Mahut (1:0)
Das einzige Aufeinandertreffen der beiden Veteranen fand im Jahr 2003 statt, in der Qualifikation des Sandplatzturnieres von St. Pölten. Seit dem hat Kohlschreiber die bessere Karriere im Einzel gehabt während Mahut sich gerade in den letzten Jahren zu einem der besten Doppelspieler der Welt entwickelt hat. Mit Kohlschreibers Auftritt hier in New York war nach seiner Stressfraktur im rechten Fuß, die ihn zur Aufgabe in Rio zwang, eigentlich gar nicht zu rechnen. Von daher werden wir wohl erst nach dem ersten Match wissen, wie es um den Bayern bestellt ist. Ist Kohlschreiber körperlich vollkommen fit, sollte er mit seinen soliden Passierschlägen gegen einen der letzten Serve & Volley Spieler auf der Tour gute Chancen haben.
Jan-Lennard Struff – Donald Young (0:1)
Die Form beider Spieler kann nicht als herausragend bezeichnet werden, wie auch die Positionen im Jahresranking verraten. Dort ist Struff auf Platz 124 notiert und Young auf Platz 84. Young hat in diesem Jahr einige solide Resultate eingefahren, ist dann aber doch stets an besseren Spielern gescheitert. Dem Amerikaner fehlt das Besondere im Spiel. Doch fühlt er sich historisch wesentlich wohler auf den nordamerikanischen Hardplätzen als Struff es tut. Der 26-jährige Warsteiner hat seine besten Resultate immer noch auf Sand, wo ihm genug Zeit am Ball bleibt. Es hätte Struff härter treffen können zum Auftakt als Young. Trotzdem geht Young, immerhin ehemaliger Grand Slam Sieger bei den Junioren, ob seiner guten Hardcourt-Resultate in der Heimat als Favorit ins Match.
Wir hoffen ihr fühlt euch nach der Lektüre noch besser vorbereitet auf die langen US Open Abende als vorher schon. Natürlich auch an dieser Stelle der Hinweis, dass ihr uns jeden Morgen mit unserem Daily „Breakfast at Flushing“ sowohl auf meinsportradio.de als auch als Podcast hören könnt.